Ursprung des Petrodollar-Abkommens

In den 1970er Jahren, insbesondere nach der Ölkrise von 1973, suchten die USA und Saudi-Arabien nach Wegen, ihre wirtschaftlichen und geopolitischen Beziehungen zu stärken. Unter der Leitung von Henry Kissinger, dem damaligen US-Außenminister, wurde ein Abkommen ausgehandelt, das die Grundlage für den sogenannten Petrodollar bildete. Am 13. Juni 2024 und damit genau 50 Jahre nach der Unterzeichnung lief dieses Abkommen – vom Leitmedien relativ unbeachtet – aus; Saudi-Arabien hat es einfach nicht verlängert.

Das Abkommen

Im Wesentlichen besagte das Abkommen, dass Saudi-Arabien zustimmte, sein Öl ausschließlich in US-Dollar zu verkaufen. Im Gegenzug garantierten die USA militärischen Schutz und wirtschaftliche Unterstützung für Saudi-Arabien. Dies bedeutete, dass jedes Land, das Öl von Saudi-Arabien kaufen wollte, zuerst US-Dollar erwerben musste, was die Nachfrage nach der amerikanischen Währung erheblich steigerte.

Bedeutung des Petrodollars

Der Petrodollar hatte weitreichende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und die geopolitische Landschaft:

  1. Stärkung des US-Dollars: Der US-Dollar wurde zur dominierenden Weltwährung, da Länder große Dollarreserven halten mussten, um Öl kaufen zu können.
  2. Finanzierung des US-Defizits: Durch die hohe Nachfrage nach US-Dollar konnten die USA ihre Handelsdefizite und Haushaltsdefizite leichter finanzieren. Diese Handelsbilanzdefizite wurden nie ausgeglichen und haben sich Jahr für Jahr weiter kumuliert. Die Länder, die Dollars anhäuften, investierten in US-amerikanische Staatsanleihen und finanzierten so wiederum das Handelsbilanzdefizit der USA.
  3. Stabilität des globalen Ölmarktes: Die Preisfestsetzung von Öl in Dollar führte zu einer gewissen Stabilität im internationalen Handel und erleichterte die Preisfindung.
  4. Dollar-Reserven: Länder weltweit mussten große Mengen an US-Dollar als Devisenreserven halten, um ihre Ölimporte finanzieren zu können (Dollar als Weltreservewährung). Dies verstärkte die globale Dominanz des US-Dollars weiter.

Aktuelle Entwicklungen

In den letzten Jahren hat sich die geopolitische und wirtschaftliche Lage verändert:

  1. Diversifizierung der Handelspartner: Saudi-Arabien hat begonnen, seine Abhängigkeit von den USA zu verringern und sucht nach neuen Handelspartnern, darunter China und Russland. Diese Länder fordern zunehmend die Abwicklung von Ölgeschäften in ihren eigenen Währungen, was den Einfluss des US-Dollars schwächen könnte.
  2. Aufstieg erneuerbarer Energien: Die Entwicklung erneuerbarer Energien und der zunehmende Fokus auf Nachhaltigkeit könnten langfristig die Nachfrage nach Öl und somit auch nach dem Petrodollar verringern. So zumindest lautet die gängige Vorstellung der Befürworter einer umfassenden Energiewende, die jedoch oft die Umweltschäden während des Betriebs (wie Vogelschlag und Abrieb bei Windkraftanlagen) sowie die Herausforderungen beim Recycling am Ende des Produktlebenszyklus ausblenden.
  3. Wirtschaftliche Sanktionen und geopolitische Spannungen: Sanktionen gegen Länder wie Iran und Russland sowie Spannungen im Nahen Osten beeinflussen die Stabilität und den Handel von Öl weltweit. Immer mehr zeigt sich, dass die Sanktionen nicht so sehr den sanktionierten Ländern schaden, wie den sanktionierenden Ländern. Restriktionen richten sich gegen die Länder, die sie aussprechen, das muss wohl als Lehre festgehalten werden.
  4. Einfrieren russischer Devisenreserven: Der „Sündenfall“ der USA, russische Devisenreserven mit Ausbruch des Ukraine-Krieges einzufrieren, hat viele Länder beunruhigt. Diese Maßnahme führte dazu, dass zahlreiche Staaten nun befürchten, eines Tages ebenfalls von solchen Kontensperrungen betroffen zu sein. Dies hat das Vertrauen in den US-Dollar als sichere Reservewährung erschüttert und beschleunigt die Bestrebungen, sich vom Dollar unabhängig zu machen. Entsprechend werden Dollaranleihen verkauft.
  5. Gold als Zentralbankreserve: Gold, das keinen Schuldner oder Kontrahenten kennt, gewinnt immer mehr an Popularität als Zentralbankreserve. Viele Länder sehen in Gold eine sichere Alternative zu US-Dollars und erhöhen ihre Goldreserven; ein Trend, der sich fortsetzen dürfte. Dies spiegelt das wachsende Misstrauen gegenüber dem Dollar wider und deutet auf einen möglichen Wandel im globalen Währungssystem hin.

Fazit

Das ursprüngliche Petrodollar-Abkommen zwischen den USA und Saudi-Arabien unter der Leitung von Henry Kissinger hat die Weltwirtschaft und die geopolitische Landschaft nachhaltig geprägt. Aktuelle Entwicklungen zeigen jedoch, dass sich die Dynamik des globalen Ölmarktes und die Rolle des US-Dollars im Wandel befinden. Die unipolare Welt wird zur multipolaren. Die zunehmende Bedeutung von Gold als Zentralbankreserve, die Diversifizierung der Handelspartner und geopolitische Spannungen könnten bedeutende Verschiebungen in der internationalen Wirtschaft und Politik mit sich bringen. Die langfristigen Auswirkungen dieser Veränderungen bleiben abzuwarten, könnten jedoch weitreichende Konsequenzen haben. In dem Maße wie der Westen seine Vormachtstellung verliert, gewinnen die BRICS+.

John Connally, ehemaliger US-Finanzminister unter Präsident Richard Nixon, sagte 1971 während eines Treffens der G10-Staaten: „The dollar is our currency, but it’s your problem.“

Autor: Norbert W. Schätzlein, Kontakt: schaetzlein@siris-systeme.de; 2024

Bildquelle: DALL-E von OpenAI, nach Inspirationen des Autors

PS: … kleines Gebet: Herr verschone uns vor den Ideologen.

PPS: „Ideologie ist Ordnung auf Kosten des Weiterdenkens.“ (Friedrich Dürrenmatt, 1921-1990, Schweiz. Schriftsteller)

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