Wir leben in turbulenten Zeiten. Fast wöchentlich werden wir mit neuen, oft unvorhersehbaren Ereignissen konfrontiert, die nicht nur unsere Welt verändern, sondern auch tiefgreifende emotionale Reaktionen in uns hervorrufen. Diese Veränderungen können überwältigend sein, lassen uns betroffen und besorgt zurück. Manche Menschen finden sich in einem Zustand der Angst wieder, aus dem sie scheinbar keinen Ausweg finden.
Was also können wir tun? Ist es überhaupt möglich, als Einzelner Veränderungen zu bewirken?
Die Vorstellung, dass ein Einzelner nichts bewirken kann, ist nicht nur falsch, sondern auch gefährlich. Jeder von uns lebt nicht nur sein eigenes Leben, sondern hat auch die Möglichkeit, entsprechend seinen Überzeugungen zu handeln. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass echte Überzeugungen nicht einfach durch das Wiederholen der Meinungen anderer entstehen. Sie erfordern ein aktives Bemühen um Information, Recherchen und Bildung verstanden als Holschuld. Man muss bereit sein, Fragen zu stellen und Bildung als eine persönliche Verpflichtung zu sehen. Mit einer solchen reflektierten Haltung hat jeder einzelne von uns einen gewissen Handlungsspielraum.
Ins Tun kommen – jeder nach seinen Möglichkeiten
Diejenigen, die sich die Mühe der Auseinandersetzung ersparen möchten, neigen dazu, einfach Meinungen zu übernehmen – eine wenig glückliche Wahl, die betreutem Denken entspricht.
Eine authentische und integre Handlungsweise zu pflegen, ist bereits eine bedeutende Leistung. Authentizität bedeutet, sich selbst treu zu sein und keine falsche Rolle vorzuspielen. Integrität hingegen umfasst Ehrlichkeit und Unbescholtenheit. Ein Mensch, der sowohl authentisch als auch integer ist, zeichnet sich im Geringsten durch einen stimmigen und im Idealfall guten Charakter aus.
In diesem Zusammenhang führte der Sozialpsychologe Erich Fromm den Begriff des „Marketingcharakters“ ein. Dieser beschreibt die Tendenz einiger Menschen, sich den vermeintlichen Anforderungen des Zeitgeistes anzupassen, nach dem Motto: „Ich will so sein, wie du mich gerne hättest.“ Es gelingt nicht wenigen, sich so zu verstellen, dass sie den idealisierten Vorstellungen ihrer Zeit entsprechen.
Krisenzeiten sind Chancenzeiten
So unbeständig und konfus unsere Zeiten auch sein mögen, sie offenbaren permanent und gleicher Geschwindigkeit, was bislang im Verborgenen lag. Damit einher finden sich Chancen persönlich zu wachsen.
Es mag Herausforderungen geben, und manchmal können die Ziele, die wir verfolgen, unerreichbar erscheinen. Doch jede noch so kleine Handlung, die aus einer echten Überzeugung und einem aufrichtigen Herzen heraus erfolgt, trägt dazu bei, die Welt ein Stück weit besser zu machen. Wir dürfen uns nicht von der Flut der Ereignisse überwältigen lassen, sondern sollten uns als Teil der Lösung sehen.
Niemand sollte in diesen verrückten Zeiten sich der Verzweiflung überantworten, sondern Hoffnung schöpfen auf Gestaltung von etwas Neuem. Krisen wie die unsrigen sind Übergangsphasen. Das, was uns als besser und wünschenswert erscheint, muss von uns gefördert und vorgelebt werden, und dabei jeder nach seinen Möglichkeiten.
Autor: Norbert W. Schätzlein, 03-2024, Kontakt: schaetzlein@siris-systeme.de
Bildquelle: OpenAI’s DALL·E, nach Vorgaben des Autors
PS: Wichtiger als zu wissen, was man nicht will, ist zu wissen, was man will und wofür man bereit ist, ins Tun zu kommen.
Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat: Unterstützen Sie unsere Arbeit und Recherchen.