„Die Vertreibung der triumphierenden Bestie“ („Spaccio de la bestia trionfante“), ein 1584 von Giordano Bruno veröffentlichtes Werk, stellt eine tiefgründige allegorische und satirische Abhandlung dar. Bruno nimmt sich darin der Aufgabe an, die Moral und die astronomische Wissenschaft seiner Zeit einer kritischen Prüfung zu unterziehen und reformieren zu wollen, und übt dabei scharfe Kritik an den damaligen religiösen und sozialen Zuständen.
Im Zentrum des Werks steht die Figur der Göttin der Weisheit, die sich entschließt, die Sternbilder neu zu ordnen, um deren moralische und intellektuelle Mängel zu korrigieren. Diese allegorische Handlung dient als Vehikel für Brunos umfassende Kritik an der Korruption innerhalb der Kirche und der Gesellschaft. Seine radikalen Ansichten machten ihn zu einem der provokativsten Denker seiner Zeit und führten zu seiner Verfolgung und schlussendlichen Hinrichtung. Denunziert, gefangengenommen und gefoltert, kam Bruno im Jubeljahr 1600 in Rom auf den Scheiterhaufen – zum Amüsement der zahlreichen Pilger jenes Jahres, was die Grausamkeit seiner Gegner und die Tragik seines Schicksals unterstreicht.
Die „triumphierende Bestie“, die Bruno in seinem Werk vertreibt, ist eine Metapher für die destruktiven Kräfte, die damals wie heute wirksam sind. Diese Mächte nutzen Geld, Angst und soziale Not, um den Verstand der Menschen zu blenden und sie in die Irre zu führen. Empathiefrei, wie es Narzissten und Psychopathen zu eigen ist, entzieht diese Bestie den Menschen ihre Lebensfreude, indem sie sie mit wuchernder Bürokratie und institutionalisierter Rechtsunsicherheit drangsaliert, bis die Betroffenen nicht mehr an sich selbst und ihren göttlichen Funken glauben wollen und können.
Bruno mahnt, dass die Tage der Bestie gezählt sind. Ihre Macht wird nicht durch Gewalt, sondern durch die unaufhaltsame Kraft der Wahrheit zu Fall gebracht. Man möchte ihr zurufen: „Bestie, du bist angezählt; deine Tage sind gezählt. Schau dich nochmals um, aber warte nicht zu lange, denn je länger der Abschied ausfällt, desto größer und niederschmetternder wird der Umfang deines Untergangs sein.“ Jahrhunderte wurde die Wahrheit unterdrückt, doch jetzt dringt sie der Zeitqualität entsprechend an allen Stellen hervor. Nicht ich oder der Leser bringen dich zur Strecke, es ist dein Todfeind, die Wahrheit. Alles offenbart sich, jetzt.
Diese Ausführungen zeigen, wie Brunos radikale Ideen und mutige Worte bis heute nachhallen, in einer Welt, die immer noch mit den „Bestien“ ihrer Zeit kämpft. Sein Werk erinnert uns daran, dass Aufklärung und Wahrheit die mächtigsten Werkzeuge im Kampf gegen Unterdrückung und Unwissenheit sind.
Autor: Norbert W. Schätzlein, Kontakt: schaetzlein@siris-system.de
Bild erstellt von OpenAI’s DALL-E 2, generiert nach Vorgaben von Norbert W. Schätzlein
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